Altersspanne ca. 7 bis 12 Jahre

Welche Themen sind im Grundschulalter wichtig?

Für Kinder im Grundschulalter sind die Themen Körper, Geschlecht, Liebe und Sexualität  von Bedeutung und damit präsent.
Die meisten Kinder besitzen in diesem Alter schon ein Grundwissen über u.a. Körperlichkeit, sexuelle Identität, sexuelle Orientierung und unterschiedliche Sexualitätsbezogene Lebensweisen.
In der mittleren Kindheit beginnt bereits bei vielen Kindern die Vorpubertät. Dies äußert sich häufig durch Stimmungsschwankungen und nicht selten stellen sich bereits im späteren Grundschulalter körperliche/pubertäre Veränderungen ein.

Schwanken zwischen Information, Faszination, Scham und Irritation

Vieles, was mit Liebe, Gefühlen und Sexualität verbunden ist, erleben Kinder in dieser Phase als ambivalent.
Einerseits gibt es erste Verliebtheiten und das alles ist wahnsinnig spannend. Andererseits finden Kinder vieles, das mit Sexualität zu tun hat, in diesem Alter peinlich.
Sie trennen sich jetzt häufig in Mädchen- und Jungengruppen, Geschlechterrollen festigen sich oder werden infrage gestellt.
Viele Kinder experimentieren mit sexuell gefärbter Sprache, wobei sie die Inhalte bestimmter Ausdrücke häufig gar nicht als sexuell wahrnehmen. Manche Kinder provozieren auch mit "sexueller Sprache - ohne zu wissen, was die verwendeten Worte überhaupt genau bedeuten. Die erwachsenen Bezugspersonen von Kindern können diesen Ausdruck von Kindern als Gesprächsangebot aufgreifen.

Wie kann Sexualerziehung in der Grundschule mein Kind unterstützen?

Neben der Sexualerziehung in den Familien, hat die Gesetzgebung der Institution Schule einen Teil der Sexualaufklärung bzw. Sexualerziehung ausdrücklich übertragen.
Sexualerziehung ist daher ein fester Bestandteil des Unterrichts in der Grundschule.
Die Vorstellung, dass Ihr Kind mit Lehrer*innen oder anderen „fremden“ Menschen außerhalb des Elternhauses über Sexualität spricht, ist sicher erst einmal ungewohnt.
Sie fragen sich vielleicht, ob die Schule dieselben Werte vermittelt wie Sie selbst. Andererseits empfinden viele Eltern oder Elternteile es auch als hilfreich, wenn durch die Schule Unterstützung bei der Beantwortung bestimmter Fragen leistet.
Manche Eltern haben Sorge, dass das Thema zu viel Gewicht bekommt, wenn es im Unterricht präsent ist.
Doch Sexualität ist in unserer Welt ohnehin überall präsent: so, z.B. in der Werbung, im TV, im Internet und natürlich in Gesprächen unter Kindern, durch Freund*innen - in der Freizeit, auch gerade dann, wenn Kinder Gespräche unter anderen (auch manchmal älteren) mitbekommen:
Auch wenn es in der Familie vielleicht noch nicht so ein großes Thema ist, kommen Kinder demnach auch schon im Grundalter mit sexuellen Themen in Kontakt.
Eltern können nicht uneingeschränkt kontrollieren, wo ihren Kindern das Thema begegnet.
Es ist deshalb hilfreich, wenn Kinder das, was sie sehen und hören, gut einordnen und bewerten können.

Es ist deshalb hilfreich, wenn Kinder das, was sie sehen und hören, gut einordnen und bewerten können.

Dazu kann die Sexualerziehung in der Schule einen wichtigen Beitrag leisten.
Hier können Kinder in einem geschützten pädagogischen Rahmen etwas über das Thema lernen und Fragen stellen - hiermit erhalten Sie Orientierung zum Thema.
Manchmal ist es sogar leichter für Kinder, Lehrer*innen solche Fragen zu stellen als den Eltern.
Der Unterricht kann außerdem helfen, Unsicherheiten abzubauen und einen selbstverständlichen Umgang mit dem Thema "Sexualität"zu entwickeln.

Sexualaufklärung in der Schule kann dazu beitragen, dass Kinder in Bezug auf Körper, Grenzen und Gefühle Bescheid wissen und anatomisch korrekte Körperbezeichnungen lernen.
Sprache schafft Realität – nur wenn ein Kind etwas beim Namen nennen kann, kann es körperliche Belange, Bedürfnisse und Ereignisse benennen. Gleichzeitig lernen Kinder auch, dass ihr Körper nur ihnen gehört und sie Grenzen aufzeigen dürfen – beispielsweise ob und wo sie berührt werden möchten. Ebenso lernen Kinder, Gefühle zu erkennen und zu benennen; auch, wenn sich etwas nicht gut anfühlt. Dazu gehört auch, dass Erwachsene die Gefühle von Kindern ernst nehmen und sie darin begleiten.

Aufklärung, also das Wissen rund um Sexualität, ist Prävention!
Prävention stärkt Kinder, verschafft ihnen Vertrauen zu sich selbst und ihrem Körper. Je selbstbewusster und informierter Kinder sind, desto besser sind sie auch vor möglichen Übergriffen und sexualisierter Gewalt geschützt. Kinder, die ihre Gefühle und Eindrücke gut einschätzen können, können besser Hilfe suchen, wenn etwas geschieht, das ihnen unangenehm ist oder sie verletzt.

Eltern sind immer eingebunden

Gerade in der Sexualerziehung wird großer Wert darauf gelegt, dass Eltern informiert und eingebunden sind.
Die Sexualerziehung an Hamburger Schulen orientiert sich an den Paragrafen 5 und 6 des Hamburgischen Schulgesetzes.
Darin ist auch geregelt, dass Sorgeberechtigte vorab über die geplante Sexualerziehung informiert werden.
Sie können sich im Vorfeld von der Lehrkraft Themenschwerpunkte, Materialien und Methoden vorstellen lassen.
Grundlage für den Unterricht sind die schulformspezifischen Bildungs- und Rahmenpläne, in denen festgelegt ist, was Kinder und Jugendliche in welcher Jahrgangsstufe lernen sollen.
Die Teilnahme an Sexualerziehung für Schüler*innen ist gemäß der Paragrafen 5 und 6 des Hamburgischen Schulgesetzes verpflichtend.
Daher ist eine Befreiung von der schulischen Sexualerziehung in der Regel nicht möglich.
In Fällen, in denen Schüler*innen oder Sorgeberechtigte die Teilnahme dennoch nicht wünschen, sollten alle Beteiligten darüber sprechen und versuchen, eine Lösung zu finden.

Schule und Eltern – Kinder gemeinsam stark machen

Der Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schulen ist eine gute Ergänzung zu Ihrem Elternrecht und Elternpflicht darauf, Ihre Kinder zu erziehen.
Wenn Eltern und Schule kooperativ und partner*innenschaftlich zusammenarbeiten, können sie gemeinsam dafür sorgen, dass Kinder sich in jeder Hinsicht frei entfalten und angstfrei entwickeln können.